Sonntag, 24. Dezember 2006

Bockgruppenhaltung und sein Ruf

Über die Haltung reiner Meerschweinchenbockgruppenhaltung gibt es immer noch recht unterschiedliche
Meinungen. Häufig wird immer noch gänzlich davon Abgeraten, was leider dazu führt, dass viele Böckchen erst garkeine Chance haben ein schönes Zuhause in Meeriegeselschaft zu bekommen. Es kommt ebenfalls häufiger vor, dass angehende Meerschweinchenhalter sich gleich, ohne Hintergrundwissen mehrere Böckchen kaufen und leider dann nicht wissen was da auf sie zukommen kann.

Meine Erfahrung ist: egal ob 2 Böckchen oder mehrere Böcke in einer Gruppe, der Platz muss einfach stimmen, darüber sollte man sich vor der
Anschaffung gründlich informieren. Unter 0,5 m² pro Tier ist eine Haltung von Böcken nicht empfehlenswert.
Idealerweise informiert sich der angehende Halter vor der Anschaffung der Tiere bei anderen, erfahrenen Haltern von Meerweinchenbockgruppen. Diese sind leicht in Foren und über Infoseiten zu finden, im Zeitalter des Internets ist das für die meisten Menschen ja auch kein Problem mehr. Kein idealer Ort um sich zu informieren sind Geschäfte (Zoohandlungen), welche mit dem Verkauf von Tieren Geld verdienen. Geschäfte wollen ihre Ware verkaufen und das würden sie nicht wenn sie Käufern anders Beraten würden. Sie möchten nur die Waren anpreisen, die sie im Geschäft verkaufen, ob diese für die Tiere tiergerecht sind, oder ob es den Tieren damit gut geht, ist für Verkäufer nicht wichtig. Es wäre auch für einen Verkäufer wenig ratsam, dem Interessenten Infomationen zukommen zu lassen, die im Wiederspruch zu ihrem Warenangebot stehen.

In großen Bockgruppen kann es schon mal richtig rappeln. Diese Streitereien können sich über mehrere Tage hinziehen und kosten den Halter viel Nerven. Teilweise kann es so heftig werden, dass der Bock der gerade Unruhe stiftet von der Gruppe getrennt werden muss (immer in
Riech- und Sichtweite von der Gruppe und nie für lange Zeit). Wenn bei mir ein Bock so richtig über die Strenge geschlagen hat und sich mit seinen Kumpels gefährlich gezofft hat, habe ich diesen erstmal kastrieren lassen. Selbst wenn das nicht immer dafür sorgt, dass die Böcke sich wieder verstehen, hätte so der Bock dann Damengesellschaft bekommen können und wäre also nicht allein geblieben.
Die Kastration hatte allerdings bei meinen sieben Böcken jedesmal Erfolg gehabt, mit der Folge, dass die Gruppe zusammen bleiben konnte.

Es wird leider noch sehr häufig von einer Kastration abgeraten da diese auf
gar keinen Fall etwas bringt, dass kann ich nicht bestätigen, bei mir hat die Kastration immer geholfen.
Ich möchte nun aber nicht behaupten das das immer das Patentrezept ist beim
Bockstreit, es gibt sicher viele Böcke wo eine Kastration nichts bringt. Aber oft sind dann auch andere Faktoren mit im Spiel, wie ein zu kleiner Käfig, falsche Käfigeinrichtung mit zu kleinen Häusern mit nur einem Eingang, Stress im Umfeld der Tiere, unpassende Gruppenzusammenstellungen mit zu dominanten Tieren oder sogar Krankheiten. Darüber sollte sich
der Halter im Klaren sein und sich vor der Anschaffung gründlich überlegen, ob er Geld für die Kastration hat, genug Platz hat notfalls eine zweite Gruppe aufzumachen und er genug Zeit hat sich intensiv um die Tiere zu kümmern - und ob er auch die Kraft hat, Probleme mit den Tieren zu bewältigen.
Meine Böckchen wurden in den Rapplephasen kastriert, ich habe nicht so
lange gewartet, bis die Situation zwischen den Böcken entgültig eskaliert. Wird zu lange mit der Kastration gewartet, kann dies durchaus auch ein Grund für das Scheitern einer Bock WG sein. Es liegt also evtl. auch am Zeitpunkt wenn man die Kastration durchführen lässt. Ich habe alle meine Böckchen spätestens in der zweiten Rappelphase kastrieren lassen (zwischen 6 - 12 Monaten). Ausnahme: Vinni und Othello, diese Beiden kamen zwischen der 2 und 3 Rappelphase unters Messer. Nun ist es so, dass wenn es mal Streit gibt einer von den beiden Grundsätzlich dabei ist.
Zur Zeit gibt es Unruhe mit den kleinsten Böckchen, unserem Neuzugang Luc. Er ist nun vier Monate Alt und fängt langsam an seine Kräfte mit den anderen Böcken zu messen. Da kann ich nun Gespannt sein, was mir der Kleine noch so für Überraschungen beschert.
Viele haben mich gefragt, wieso ich mir diesen Stress mit noch einem Neuzugang nochmal antue .........Gute Frage ........... :-)
Ich bin einfach Süchtig nach den kleinen puscheliegen Jungs und so viele Graue Haare wie sie mir auch Beschert haben, die tollen Momente wiegen das alles wieder auf.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo, Susi!
Möchte hier mal Deine Aussagen bzgl. Bockgruppen und Kastration voll bestätigen: wir haben eine Gruppe von 7 Böckchen, die wir alle "auf einen Streich" kastrieren lassen haben, als sie zw. 4 und 15 Monate alt waren und heftigst gerappelt haben. Ihr Verhalten hat sich dann nach ca. 4 Wo. nachhaltig verändert. Zwar gibt es immer noch mal kleine Streitigkeiten, aber die Heftigkeit, mit der diese ausgefochten werden, hat absolut nachgelassen. Alle sind gelassener und toleranter geworden, wir haben keine Beißereien mehr und auch kaum noch Zähneklappern. Ohne diese Massnahme wäre unsere Böckchen-WG wohl auseinander gebrochen...Jetzt läuft alles rund!
Danke für Deinen tollen Blog. Mach weiter so!
VLG inkadina